Anwendungen, die den Alltag erleichtern sollen

14. April 2016

EXIST-Gründerstipendien für drei Start-Ups des VIS

Ein effizienterer Katastrophenschutz, schnelle Zusatzinfos zum Fernsehprogramm oder eine Analyse der visuellen Wahrnehmung für den Straßenverkehr: Absolventen des Instituts für Visualisierung und Interaktive Systeme (VIS) der Universität Stuttgart entwickeln Anwendungen, die das Leben erleichtern sollen. Das findet auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, das mehrere Start-Ups aus den Bereichen Informatik und Visualisierung – blickshift, Scatterblogs und FlickStuff – mit einem EXIST-Gründerstipendium ausgestattet hat.

Welche Gefahren nimmt ein Autofahrer im Straßenverkehr wie schnell wahr? In der Zukunft werden Fahrassistenzsysteme den Autofahrer stärker als heute unterstützen und ihn vor Gefahren im Straßenverkehr warnen, die er nicht schnell genug wahrgenommen hat. Für die Realisierung dieser Systeme sind umfangreiche Eye-Tracking-Experimente notwendig, mit denen die Augenbewegungen des Autofahrers in unterschiedlichen Fahrsituationen analysiert werden. Ähnliche Fragestellungen wie im Automobilumfeld stellen sich auch in der Marktforschung: Produkte verkaufen sich häufig allein deshalb schlechter, weil Werbeanzeigen oder -filme visuelle Fehler enthalten. Die vom Start-up blickshift entwickelte Software analysiert per Eye-Tracking das Blickverhalten von Nutzern und analysiert deren Augenbewegungen mit Hilfe von Methoden aus dem Forschungsbereich Visual Analytics. „Dank effizienter Algorithmen reduziert unsere Software blickshift Analytics den Zeitaufwand für die Analyse von Eye-Tracking-Experimenten erheblich“, erläutert Michael Raschke, „und erlaubt einen sehr detaillierten, quantitativen Einblick in die Wahrnehmung oder Handhabung von Produkten.“ Er und seine beiden Kollegen Bernhard Schmitz und Michael Wörner werden bereits seit Juni 2015 durch EXIST gefördert und haben sich zudem erfolgreich für eine Förderung durch das Junge-Innovatoren-Programm des Landes Baden-Württembergs beworben. Mit diesem wird die Ausgründung nach Ablauf des EXIST-Gründerstipendiums weiter unterstützt. Die drei Gründer haben am VIS promoviert und werden durch ihren Mentor Thomas Ertl, Professor für Informatik am VIS und am Visualisierungsinstitut der Universität Stuttgart (VISUS), unterstützt.

Ebenfalls aus dem Bereich Visual Analytics kommt die Idee des seit 1. Januar 2016 geförderten Start-Ups ScatterBlogs. Die von Harald Bosch, Dennis Thom und Alexandros Panagiotidis – die am VIS promoviert haben und ihr Projekt jetzt am Institut weiter vorantreiben – entwickelte Software ermöglicht es, in Echtzeit Schlagworte von Twittermeldungen aus der ganzen Welt sichtbar zu machen. Dadurch können ungewöhnliche Ereignisse wie z. B. Naturkatastrophen in bestimmten Regionen schnell identifiziert werden, was eine Analyse und entsprechend Handlungsanweisungen ermöglicht. Damit macht sich die Anwendung die schnelle Reaktion der Twitternutzer auf aktuelle Ereignisse zunutze. Aktuell arbeitet ScatterBlogs bereits mit Partnern wie dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) oder lokalen Energieversorgungsunternehmen zusammen, eine Ausweitung der Anwendung für Polizei und Journalismus ist in Planung. Ihr Mentor ist ebenfalls Prof. Dr. Thomas Ertl.

Die Informatik-Absolventen Dominique Rau und Johannes Knittel wollen einen Mehrwert für Fernsehzuschauer schaffen. Ihre App FlickStuff liefert auf dem Smartphone in Echtzeit Zusatzinformationen zur aktuell betrachteten Sendung. Wo hat die Hauptdarstellerin noch mitgespielt? „Tolle Hintergrundmusik, doch wie heißt der Interpret?“ „Die Sonnenbrille des Bösewichts, die muss ich haben.“ FlickStuff fungiert als Schnittstelle zwischen TV-Sendung und Onlineportalen wie Wikipedia. Sie gestattet über das Smartphone den direkten Zugriff auf Informationen und außerdem die Möglichkeit des Kaufs von Musikstücken oder – wie in diesem Beispiel – Sonnenbrillen über Onlineanbieter. Entstanden ist die Idee aus den Masterarbeiten und weiteren Forschungsarbeiten der beiden Gründer. Prof. Dr. Albrecht Schmidt aus der VIS-Abteilung Mensch-Computer Interaktion ist ihr Mentor. Seit dem 1. Januar 2016 wird das Projekt durch das EXIST-Programm gefördert. „Wir planen“, so Johannes Knittel, „die App gegen Ende des Jahres auf sämtlichen Plattformen kostenlos zur Verfügung zu stellen.“

Bei ihrer Ausgründung unterstützt werden die Absolventen von der Technologie-Transfer-Initiative GmbH (TTI GmbH), der zentralen Anlaufstelle für Ausgründungen der Universität Stuttgart. Diese steht mit vier Bewilligungen für EXIST-Gründerstipendien allein im Jahr 2015 deutschlandweit an achter Stelle im Ranking der Universitäten. „Das beweist, dass die Universität Stuttgart in technologischer Innovation, Ideenreichtum und wirtschaftlichen Perspektiven ganz weit vorn steht“, freut sich TTI-Geschäftsführer Prof. Dr.-Ing. Bernd Bertsche.

 

Kontakt:

blickshift
Michael Raschke, Bernhard Schmitz und Michael Wörner
info @blickshift.de
www.blickshift.de

ScatterBlogs
Harald Bosch, Dennis Thom und Alexandros Panagiotidis
thom @scatterblogs.com
www.scatterblogs.com

FlickStuff
Johannes Knittel, Dominique Rau
info @flickstuff.de
www.flickstuff.de

TTI – Technologie-Transfer-Initiative GmbH an der Universität Stuttgart
info @tti-stuttgart.de
www.tti-stuttgart.de

Das Team von blickshift
Das Team von FlickStuff
TTI
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